50 Jahre Saab 105 OE – „Time to say goodbye“

Heute Vormittag fand im Beisein von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und hochrangigen Vertretern des Bundesheeres am Fliegerhorst Vogler in Hörsching das „Fly-out“, die offizielle Verabschiedung der Saab 105 OE, statt.

Mit über 156.500 Flugstunden und fast 254.000 Einsätzen zur Sicherheit der Bevölkerung, beendet das Flugzeug nach 50 Jahren seinen aktiven Dienst mit Jahresende. Im Rahmen des „Fly-out“ enthüllt Verteidigungsministerin Tanner eine Saab 105 OE mit einer speziellen Tiger-Sonderlackierung „50 Jahre im Dienste Österreichs“. Tanner hob in ihrer Ansprache neben den vielschichtigen Aufgaben der Saab 105 OE besonders die Leistungen des Personals hervor.

Foto: Bundesheer/Daniel TRIPPOLT

„Das ist das Ende einer beeindruckenden Ära. Nur durch die herausragenden Leistungen unserer Techniker und der Piloten, die diesen Jet bis zur Perfektion beherrschen, war ein so langer und sicherer Flugbetrieb möglich. Gerade am kritischen Ende einer Systemlaufzeit hat ihr Engagement den reibungslosen und vor allem sicheren und unfallfreien Flugbetrieb garantiert“, so Ministerin Tanner in ihrer Ansprache.

Foto: Bundesheer/Daniel TRIPPOLT

Die Saab 105 OE versehen noch bis Jahresende ihren Dienst in der Luftraumüberwachung. Deren Aufgabe übernimmt ab 2021 der Eurofighter.

Geschichte und Aufgaben der Saab 105 OE
Im Jahre 1968 wurden zwanzig Maschinen aus Schweden bestellt und im April 1969, um zwanzig weitere Maschinen aufgestockt. In den österreichischen Luftstreitkräften begann die Erfolgsgeschichte der Saab mit der Landung der ersten drei Maschinen in Hörsching am 2. Juli 1970. Aufgeteilt wurden die Jets auf drei Staffeln, stationiert in Hörsching und Graz Thalerhof.

Die Aufgaben der Saab 105 OE waren breit gefächert: Von der Aufklärung und Feuerunterstützung der Bodentruppen, über VIP-Transporte und Spüraufgaben zur Detektion radioaktiver Verseuchung oder der Ausbreitung von Asche oder Giftwolken bis hin zur Luftraumüberwachung. Besonders zu erwähnen ist der Abfang einer türkischen Transall Transportmaschine im August 1973 und der darauffolgende Landezwang am Flughafen Innsbruck.

Die Saab 105 OE spielte auch in der Pilotenausbildung eine wichtige Rolle. Sie wurde als Trainer eingesetzt, um Piloten im Einsatzflugbetrieb in allen benötigten Fertigkeiten wie Luftkampf, Luftraumüberwachung, Luftspüreinsätze, Feuerunterstützung zu schulen. Bei der Teilnahme an zahlreichen Luftfahrtveranstaltungen konnten die österreichischen Piloten ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, im Vergleich mit Kameraden anderer Luftwaffen unter Beweis stellen. Besonders international und national geschätzt waren die Kunstflugstaffel „Karo As“ und das Kunstflugteam „Silver Birds“ Mitte der 70iger Jahre.

Im Jahr 1991 übernahm die Saab 105 OE neben dem Draken eine wesentliche Rolle im Sicherungseinsatz an der Südgrenze Österreichs im Zuge der Jugoslawienkrise. Insgesamt waren in dieser Krise bis zu 14 Saab 105 OE im Einsatz und flogen Patrouillen und Überwachungsflüge entlang der Staatsgrenze.

Im September 1993 flog die erste Maschine in einer „Tigerlackierung“, angelehnt an das Staffelabzeichen. 2013 wurde die Tigerstaffel Mitglied in der „NATO Tiger Association“ im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden. Auch hier wurde die Saab 105 OE als wertvolles Asset geschätzt und in anspruchsvollen Übungsszenarien eingesetzt. Die Piloten konnten hier Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Luftstreitkräften sammeln, die in Österreich so nicht möglich gewesen wären.

Im Laufe der 50 Einsatzjahren haben die Luftstreitkräfte zwölf Saab 105 OE durch Flugunfälle verloren; 14 Piloten und Techniker gaben bei diesen Einsätzen ihr Leben. Der letzte Flugunfall fand am 17. April 2003 bei einem Trainingsflug über dem Truppenübungsplatz Allentsteig statt. Der Pilot konnte sich mittels Schleudersitz aus dem Flugzeug retten und unversehrt am Truppenübungsplatz landen. In den letzten 17 Jahren verlief der Flugbetrieb der Saab 105 OE unfallfrei.

Foto: Bundesheer/Daniel TRIPPOLT
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